Wolfenbüttel um 1900

 

Liebe Leser dieser Zeilen, die vorliegende Spurensuche führt uns vom Titel 108 Jahre zurück, in die Zeit wo meine Urgroßeltern sich über Ihre drei Kinder freuten, die 1897,1898 und 1900 geboren wurden. Am anderen Ort, in Paris wurde gera-de der Eifelturm fertig gestellt und zeitgleich mit der Eröffnung d. Welt-ausstellung am 14.05.1900 be-gannen an diesem Ort die 2. olym-pischen Spiele der Neuzeit. Elektrisches Licht war Luxus, Radio, Fernsehen, Internet gehörte noch in die Welt des „Sciencefiction“ eines Jules Verne (*1825 gest. 1905). Das gezeigte Kopfbügeltelephon, aus dem 1907 erschienenen Buch „Die elektrotechnische Praxis“ dagegen gab es schon. Es lässt mich unweigerlich an heutige Mitarbeiterinnen eines „Call-Center“ denken. Im Text zu dem Bild heißt es: „… Alles in allem muss man sich sagen, dass es kein leichter Dienst ist, den die jungen Mädchen den Tag über in dieser Ausrüstung zu verrichten haben und ist es gar nicht zu verwundern, wenn Sie von der Anstrengung bald recht nervös und leidend werden.“ Zurück aus der Weltgeschichte, zurück vom Telephon und den zukünftigen Erfindungen! Wir befinden uns im Jahr 1900, in der bürgerlichen Stadt Wolfenbüttel mit rund 18.000 Einwohnern. In diesem Heft finden Sie nun Geschichten, Gebäude und Spuren, die für die Bürger und Bürgerinnen aus Wolfenbüttel damals wichtig waren und sie beschäftigte. Wenn wir die Kapitel lesen müssen wir feststellen, es gab eigentlich in Wolfenbüttel alles was zu täglichen Leben notwendig war. Sei es für den Grundbedarf die Molkerei, Bäckerei und der Schlachthof aber auch den Luxus einer Schokoladen- und Likörfabrik vor Ort. Um seinen Wagen zu kaufen, brauchten die Wolfenbütteler Bürger nicht in die Autostadt zu fahren, sondern sie konnten in der Juliusstadt ein Fuhrwerk sowohl bestellen als es auch dort abzuholen. Es gab Bildungseinrichtungen, Theater und Bibliothek. Für Ausflüge in den Harz nutzte man schon die Eisenbahnlinie von Braunschweig nach Harzburg. Aber auch die eigenen Flussbadeanstalten, Kegelbahnen, Biergärten und die umliegenden Wälder dienten sicherlich dem einen oder anderen zum Ausspannen von der Arbeit. Für viele Menschen war die lokale Umgebung im ganzen Leben ihre einzige Welt. Vielleicht öffnet ein lokaler Gedanke, ein Stöbern, eine Spurensuche in unserer heutigen hektischen Welt ein Fenster zum ausruhen. Versetzen wir uns in die Bürgerin, den Bürger von damals. Wie war sein Tagesverlauf, was beschäftigte sie. Unser Titelbild zeigt extra Menschen in Ihrer damaligen Umgebung. Lassen Sie uns reflektieren, was war damals, was ist heute. Jeder Leser wird bei der Lektüre sicherlich eine Verbindung, einen Gedanken aufgreifen. Dieser wird ihn vom damals ins jetzt holen oder umgekehrt. Bei mir war es nach kurzer Recherche das Kopfbügeltelephon und das „Call-Center“. Ich danke allen, die am Gelingen dieses Heftes mitgewirkt, mitgelesen und motiviert haben, insbesondere dem Autorenteam mit Dietmar Dolle, Dr. Sandra Donner, Dieter Kertscher und dem Layout und Druck bei Media Affairs mit Kirsten Rache und Peter Weselmann.
 
Andreas Stamer

Vorwort zur Entstehung des Heftes

Liebe Leser des nunmehr schon siebten Heftes der Reihe „Spurensuche“, die die Aktionsgemeinschaft Altstadt Wolfenbüttel e.V. jeweils zum Jahresende heraus gibt. Die Thematik wechselt von Heft zu Heft, das zentrale Thema bleibt: Die Geschichte der Stadt und Region Wolfenbüttel, von „alten Landkarten“ und von der „Festungsgeschichte der welfischen Residenz in Wolfenbüttel“ war die Rede. Es folgten „historische Postkarten“, die hiesigen „Fachwerkhäuser“, die Geschichte der „Mühlen“ und der „Wolfenbütteler Wochenmarkt“. All das hat die Autoren beschäftigt. Nun soll die Zeit der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert das Thema sein. Eine Epoche, die zwar niemand von uns jetzt Lebenden miterlebt hat, die aber auch noch nicht so weit zurück liegt, dass nicht Oma und Opa als echte Zeitzeugen davon gesprochen haben dürften. Was die Großeltern erzählten, war in jeder Hinsicht spannend zu hören für die Nachgeborenen. Diese Epoche war von Aufbruchstimmung in das industrielle 20. Jahrhundert geprägt, auch und besonders in Wolfenbüttel. Georg Ruppelt schreibt in seinem Werk, „Wolfenbütteler Album 1902 - 2002“ in der Einleitung, überschriben mit: „Die Volksbank Wolfenbüttel im Spiegel der Zeit“: „Hochstimmung hatte die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bestimmt. Der europäisch geprägte Teil der Welt schaute ... voller Optimismus in die Zukunft. Wissenschaft und Technik würden die Menschheit - so glaubte man - in eine Wunderwelt führen.“ Und das neue Universum, eine populärwissenschaftliche Zeitung der Zeit um die Jahrhundertwende, schrieb wörtlich: „Es gibt kein Unmöglich mehr. Die Technik überwindet jede Schwierigkeit.“ Nun, das bewahrheitete sich in weiten Teilen, nicht in allen. Andere Entwicklungen sind beispielsweise zwei zerstörerische Weltkriege, wie sie die Menschheitsgeschichte bis dahin noch nicht erlebt hatte. Sie waren ganz sicher nicht in den Gedanken verwurzelt, als die Gesellschaft auch in der einstigen welfischen Residenzstadt Wolfenbüttel die Zukunft in den allerschönsten Farben und Perspektiven ausmalte. Ein Autoren-Team aus den Reihen der Aktionsgemeinschaft Altstadt Wolfenbüttel e.V. hat sich Mitte des Jahres 2008 gefunden, der Serie „Spurensuche“ eine weitere Ausgabe hinzuzufügen. Mit eben dem zuvor genannten Thema „Wolfenbüttel um 1900“. Da ist als erster Autor Dietmar Dolle zu nennen. Mit seinem schier unerschöpflichen Archiv alter Ansichtskarten aus der Wolfenbütteler Region auch aus der Zeit um 1900 hatte er mit seinen monatlichen Ausstellungen im Fenster der Geschäftsstelle der Aktionsgemeinschaft im Kleinen Zimmerhof schon Basisarbeit geleistet. Hinzu gekommen ist Dr. Sandra Donner, die Wolfenbütteler Stadtheimatpflegerin. Sie steuert Informationen aus der Geschichte der Seeliger Villa bei, einem Bauwerk, das stellvertretend für die Bautätigkeit um 1900 in Wol-fenbüttel steht. Sandra Donners Kenntnisse über diese Bankiersvilla inmitten des Seeliger Parks auf dem Stumpf der einstigen Bastion Lindenberg lassen zwangsläufig auch in die Zeit der Festungsgeschichte zurück blicken. Zusätztlich eröffnet sie den Blick nach vorn ins 21. Jahrhundert, in dem die Landesmusikakademie diese Villa mit neuem Leben und neuen Aufgaben erfüllen wird. Der Dritte im Bunde schließlich ist Dieter Kertscher. Er ist wie alle Mitglieder der Aktionsgemeinschaft Altstadt Wolfenbüttel ehrenamtlich tätig und als Festungsforscher bekannt. Bei seiner beruflich bedingten Neugier, er ist Vermessungsingenieur, und der Liebe zu Landkarten insbesondere von der heimischen Region ist er auf vieles gestoßen, was gut in das Thema „Wolfenbüttel um 1900“ passt. Und dann haben die drei noch einen vierten Autor hinzu gewonnen, den von 1917 bis 1933 in seiner Heimatstadt Wolfenbüttel tätigen Bürgermeister Paul Eyferth. Er ist zwar im Jahre 1956 verstorben, lebt aber gleichwohl dank seines Lebenswerkes weiter. Einmal in seinen zum Wohle für seine Stadt Wolfenbüttel getroffenen Entscheidungen und zum zweiten in einem Büchlein, welches er an seinem Lebensende geschrieben hat. „Erzähltes und Erlebtes aus Wolfenbüttel in den letzten hundert Jahren“ hat er es überschrieben. Darin zu lesen bringt so viele Erkenntnisse aus jener Zeit und macht so viel Spaß, dass das Autorenteam sich entschlossen hat, wenigstens ein Kapitel aus diesen Eyferthschen Aufzeichnungen in diesem Spurensuche-Heft über die 1900er Zeit abzudrucken, das von ihm überschriebene Kapitel „Die Wallanlagen“. Dollesche Postkartenbilder setzen natürlich auch hier das ins Bild, worüber der Bürgermeister in seinem Rückblick geschrieben hat. Doch nun, liebe Leser, blättern, schauen und lesen Sie selbst in den Zeilen, Postkartenbildern und zeitgenössischen Stadtkarten, die das Autorenteam in den vergangenen Monaten über die so interessante Zeit um die Wende vom 19. zu 20. Jahrhundert zusammengetragen hat. Begonnen werden soll mit einem Blick auf das Herzogtum Braunschweig mit deren Kreisstadt Wolfenbüttel. Es folgen Blicke auf die Seeliger Villa, die Wallanlagen, das Lessingtheater und die zum Teil zugeschütteten Okergräben. Die stadtbekannten Gasthäuser und Flussbadeanstalten jener Zeit sollen aufgesucht werden. Die alteingesessenen Wolfenbütteler Gewerbebetriebe sollen ins Gedächnis zurückgerufen werden. Alles begleitet durch zeitgenössische Karten, die uns überliefert worden sind. Doch, wie schon gesagt, blättern, lesen und sehen Sie selbst. Viel Vergnügen wünscht das Autorenteam von der Aktionsgemeinschaft Altstadt Wolfenbüttel e.V.
Dr. Sandra Donner, Dietmar Dolle und Dieter Kertscher
 

Weitere Informationen zu diesem Heft:

Titel: Spurensuche Heft 7 (2008)
Wolfenbüttel um 1900;
Ein Blick auf das Wolfenbüttel zur Zeit der Jahrhundertwende
Autoren: Dr. Sandra Donner, Dietmar Dolle, Dieter Kertscher
Herausgeber: Aktionsgemeinschaft Altstadt Wolfenbüttel e.V.
Kleiner Zimmerhof 4, 38300 Wolfenbüttel
1. Auflage: 500
Layout/Druck: MEDIA-AFFAIRS
Holzmarkt 2, 38300 Wolfenbüttel

Das Heft können Sie erwerben bei:
 - Ag Altstadt WF: info@altstadt-wf.de
 - Bücher Behr, Kornmarkt 4/5, 38300 Wolfenbüttel